Wissenswertes

Häufiges Sitzen erhöht das Krebsrisiko

Große Metaanalyse zu den negativen Effekten eines inaktiven Lebensstils

REGENSBURG – Ob vor dem Fernseher, am PC oder im Auto- moderner Lebensstil heißt viel sitzen. Diese Gewohnheit lockt offenbar bösartige Erkrankungen herbei.
Nach einer Metaanalyse von Präventivmedizinern der Universität Regensburg steigt mit jeder Zweistundendosis täglichen Sitzens die Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs um 8%, für Gebärmutterhalskrebs um 10% und für Lungenkrebs um 6%. Ausgewertet hatte man 43 Beobachtungsstudien mit vier Millionen Teilnehmern, von denen knapp 70 000 an Krebs erkrankt waren. Interessante Nebenbefunde: Der negative Effekt des „sedentary lifestyle“ betrifft Menschen, die viel Zeit vor dem Fernseher verbrachten, besonders stark- eventuell wegen des gleichzeitigen Konsums von Junkfood und zuckerhaltigen Getränken. Der Zusammenhang zu Darm- und Gebärmutterschleimhautkrebs trat hier am deutlichsten zutage. Zum anderen scheint körperliche Aktivität die „Rumhock-Schäden“ nicht unbedingt fernzuhalten- auch ansonsten sportliche Studienteilnehmer waren vom Malignomrisiko durch Vielsitzen betroffen.
aus: Medical Tribune,8.8.2014
D.Schmid et al., Journal of The National Cancer Institute 2014; online first 

1 Joint/Woche zu viel fürs Gehirn

WASHiNGTON – Auch Personen, die nur gelegentlich kiffen, müssen mit Hirnveränderungen rechnen. Dies fanden Forscher der Harvard University jetzt in einer Kernspinstudie heraus.
Die Wissenschaftler verglichen die zerebralen MRT- Aufnahmen von 20 Personen, die laut Selbstauskunft mindestens einmal in der Woche einen Joint rauchten, mit denen von Cannabis-Abstinenten. Dabei zeigte sich, dass schon die nachweislich nicht süchtigen Freizeitkiffer deutliche Veränderungen in Nucleus acumbens und Amygdala aufwiesen- zwei Hirnregionen, die u.a. bei der Verarbeitung von Emotionen eine zentrale Rolle spielen. Und derartige Veränderungen verstärken sich mit zunehmendem Drogenkonsum.

Jodi Gilman et al., Journal of Neuroscience 2014; online first
aus: Medical Tribune, 2.5.2014

Passivrauchen lässt Gefäße altern

HOBART – Kinder, die mit zwei rauchenden Eltern aufwachsen, büßen dafür mit irreversiblen Gefäßschäden. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam aufgrund der Analyse zweier Kohorten aus Australien und Finnland, deren Teilnehmer zu Beginn zwische 3 und 18 Jahren zählten. Sobald die Kinder das Erwachsenenalter erreichten, wurde die Intima-media-Dicke (IMT) der Karotis gemessen. Dabei zeigte sich eine klare Abhängigkeit vom elterlichen Rauchstatus: Wenn Vater und Mutter qualmten, war die kindliche Karotis-IMT um 0,015 mm dicker als bei Kindern nicht rauchender Eltern. Durch die „Doppelbelastung“ altern die Gefäßwände drei Jahre schneller, so die Autoren.

Seana Gall et al., European Heart Journal 2014; online first
(aus: Medical Tribune, 21.3.2014)

Fröhliche Menschen bleiben länger fit

LONDON – Anstatt griesgrämig in die Welt zu blicken, sollten Ältere lieber gut gelaunt durch den Tag gehen. Dann leiden sie auch weniger unter körperlichen Beschwerden- sagt eine britische Studie.
In einer Beobachtungsstudie hat man 3199 Männer und Frauen über 60 Jahre zu ihrer allgemeinen Lebenseinstellung befragt. Mit einer Vier-Punkte-Skala beurteilten sie die Sätze: Ich genieße die Dinge, die ich tue. Ich bin gerne in Gesellschaft von anderen. Insgesamt empfinde ich Freude, wenn ich an mein bisheriges Leben denke. Ich fühle mich zurzeit voller Energie. Es zeigte sich, dass Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung bei Aktivitäten des täglichen Lebens wie Aufstehen, Anziehen oder Duschen besser abschnitten als schlecht gelaunte Personen. Auch hatten Erstere eine höhere Ganggeschwindigkeit, was als Maß für die körperliche Fitness im Alter gilt.Erwartungsgemäß beeinflussten chronische Erkrankungen wie Herzleiden, Diabetes, Arthritis, Schlaganfall oder Depressionen die Laune der Patienten negativ. Personen mit positiver Lebenseinstellung waren im Mittel häufig jünger, gebildet, verheiratet und berufstätig. Aber die gute Laune ist durchaus nicht allein dadurch zu erklären. Denn auch wenn man diese Einflussfaktoren herausrechnete, blieb die Assoziation zwischen positiver Lebenseinstellung und körperlicher Fitness erhalten.
Andrew Steptoe et al., CMAJ 2014; online first doi:10.1503/cmaj.131155;         aus :Medical Tribune 14.3.2014

Länger leben mit pflanzlichen Proteinen

ATLANTA – Chronische Nierenkranke sollten ihren Proteinbedarf vermehrt „pflanzlich“ decken, fordern US-Forscher aufgrund einer Studie mit mehr als 1000 nierenkranken Teilnehmern des National Health and Nutrition Examination Syrvey 3 (1988-1994). Je mehr pflanzliche Eiweiße ein Proband verzehrte, desto geringer war sein Risiko, bis 2006 zu versterben. Die Studienautoren vermuten, dass beim Abbau von vegetabilem Eiweiß im Vergleich zu tierischem weniger Proteine entstehen, die im Körper kumulieren.

aus: Medical Tribune, 6.12.2013

Beim Sport sind Eltern noch Vorbild

Berlin – Kinder von sportlich aktiven Eltern bewegen sich selbst mehr und sind fitter. Das ergab kürzlich eine Studie aus Kiel.

In der „Kieler Kinder EX.PRESS.STUDIE“ haben Sportwissenschaftler 532 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren untersucht. Gemessen wurden Blutdruck ( in Ruhe und unter ergometrischer Belastung mit 1,5 W/kg Körpergewicht), Body-Mass-Index, Taillenumfang, körperliche Aktivität sowie der Fitnesszustand der Probanden. Die Eltern befragte man nach ihren sportlichen Aktivitäten. 66% der Mütter und 61% der Väter gaben an, in der Freizeit Sport zu treiben. Deren Kinder waren signifikant häufiger selbst körperlich aktiv und Mitglieder in Sportvereinen. Außerdem fanden sich bei allen anderen Parametern deutliche Unterschiede zu ihren Gunsten. Auch der Blutdruck schien zu profitieren: Unter Belastung -nicht in Ruhe- wiesen die Nachkommen sportlicher Eltern einen im Schnitt um 6 mmHG niedrigeren systolischen Wert auf. Das Elternhaus scheint also durchaus geeignet zu sein, um Kinder zu gesundheitsbewusstem Verhalten zu motivieren. Lebensstil-modifizierende Maßnahmen sollten daher aus Sicht der ganzen Familie erfolgen, so das Fazit der Studienautoren CLAUDIA HACKE und PROFESSOR DR. BURKHARD WEISSER vom Institut für Sportwissenschaft und -medizin Kiel.

aus: Medical Tribune, 25.1.2013

Rauchverbot senkt die Infarktrate

ROCHESTER – Ein striktes Rauchverbot am Arbeitsplatz sowie in Restaurants und Bars senkt bereits kurz nach der Einführung die Myokardinfarktrate. Dieser positive Effekt wurde jetzt im Rahmen des Rochester-Epidemiologie-Projekts erneut bestätigt. 2007 hatte man in Olmsted County, der Heimat der Kohorte, den Tabakgenuss auf der Arbeit untersagt- mit dem Erfolg, dass die Zahl der Herzinfarkte in den 18 Monaten danach im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum davor um 33% zurückging, ein signifikanter Unterschied. im Trend verringerten sich auch die Fälle von plötzlichem Herztod (um 17%), schreiben Kollegen von der Mayo Clinic in Rochester.
Richard D. Hurt et al., Arch Intern med 2012

aus: Medical Tribune, 9.11.2012

Neues Argument für mehr Bewegung – Sportler ertragen Schmerzen leichter als Couchpotatoes

Heidelberg- Menschen, die viel Sport treiben, entwickeln offenbar eine höhere Schmerztoleranz. Das ergab eine deutsche Studie.
Kollegen der Universität Heidelberg werteten die Daten von 15 Studien mit 568 Sportlern und 331 normal aktiven Kontrollpersonen aus. Alle Athleten trainierten mindestens sechs Stunden pro Woche. Das Schmerzempfinden wurde z.B. durch das Eintauchen der Hand in kaltes Wasser oder durch das Einklemmen eines Fingers geprüft. Die Schmerztoleranz war zwar bei allen Sportlern unterschiedlich ausgeprägt, lag aber insgesamt deutlich höher als bei den Kontrollpersonen.Die größte Schmerztoleranz wiesen Ballsportler auf, gefolgt von Ausdauer- und Kraftsportlern. Die Schmerzempfindlichkeit von Ballsportlern entsprach der von Menschen, die ein gängiges Analgetikum eingenommen hatten. Sportler merken also Schmerzen genau wie jeder andere, scheinen aber eine andere Einstellung dazu zu haben, schreiben die Forscher.

Jonas Tesarz et al.,PAIN 2012:online first   aus:Medical Tribune 22.6.2012

Rauchen und Übergewicht können Rheuma entfachen

Der Nachweis rheumaspezifischer Autoantikörper im Serum zeigt zwar ein erhöhtes Risiko für eine Rheumatoide Arthritis (RA) an, doch nur bei wenigen Patienten bricht die entzündliche Gelenkerkrankung tatsächlich aus. Ärzte der Universitätsklinik Amsterdam haben jetzt herausgefunden, dass der individuelle Lebensstil die Erkrankungswahrscheinlichkeit beeinflusst. An der kleinen prospektiven Studie beteiligten sich 55 Patienten, die positiv auf IgM-Rheumafaktoren (IgM-RF) und/oder Antikörper gegen citrullinierte Proteine (APCA) getestet worden waren, aber trotz gründlicher Untersuchung zunächst keine Zeichen einer Gelenkentzündung aufwiesen. 15 (27%) entwickelten binnen 13 Monaten eine Arthritis, die bei 14 Patienten die RA-Kriterien der europäischen Rheumaliga erfüllte. Mit 43% bzw. 38% war der Anteil der RA-Patienten unter den Rauchern respektive Ex-Rauchern signifikant höher als unter Nie-Rauchern (5%). Aktive oder Ex-Raucher trugen damit ein 9,6-fach erhöhtes Arthritisrisiko. Als weiterer unabhängiger Risikofaktor erwies sich ein Body-Mass-Index (BMI) von 25 und mehr; er ging mit einem 5,6-fach erhöhten Erkrankungsrisiko einher. Am stärksten gefährdet waren übergewichtige Raucher, die zu 60% binnen 27 Monaten an Arthritis erkrankten; bei normalgewichtigen Nie-Rauchern betrug diese Quote lediglich 2%. Die Autoren schließen daraus, dass Lebensstiländerungen bei Menschen, die RF- und/oder APCA-positiv sind, wichtige Konsequenzen für die Entstehung einer RA haben können. Dies werde auch durch die Ergebnisse einer finnischen Präventionsstudie gestützt: Durch Ernährungsumstellung und Rauchstopp konnte dort die Inzidenz nicht nur von kardiovaskulären Erkrankungen, sondern auch der Rheumatoiden Arthrisis gesenkt werden.

aus: ORTHOPÄDIE UND RHEUMA   2012;15 (6) Seite 9

Warum Sport hilft

Sport ist gesund! Wer Sport treibt, lebt länger! Alles bekannte Sätze. Doch was weniger bekannt ist, ist die Antwort auf die Frage: Warum ist Sport so gesund? Dem Geheimniss sind nun Wissenschaftler näher gekommen. Ein Fazit ihrer Studie: Schon eine kurze sportliche Betätigung verändert gewisse Eigenschaften der Gene in Muskelzellen. Das könnte ein Grund dafür sein, warum Sport Erkrankungen vorbeugt und den Krankheitsverlauf bei Krebs positiv beeinflusst. Bisher nahmen Wissenschaftler an, dass das sogenannte Methylierungsmuster in den Genen bei Erwachsenen recht unveränderlich und stabil gegenüber nur kurzzeitig auftretenden Umwelteinflüssen ist. doch die Studie, jüngst veröffentlicht im Fachmagazin „Cell Metabolism“ unter schwedischer Leitung zeigte nun, dass sportliche Betätigung die DNA in Muskelzellen innerhalb von Minuten beeinflussen kann. Forscher aus Dänemark, Irland und Schweden hatten an 14 jungen und gesunden, aber nicht sportlich aktiven Frauen und Männern untersucht, welchen Einfluss Sport auf bestimmte Gene in Muskelzellen hat. Dazu ließen sie die Personen so lange auf einem Fahrrad-Ergometer mit 80% der Maximalleistung strampeln, bis sie 400 Kilokalorien verbrannt hatten. Das dauerte, je nach Leistungsfähigkeit des Studienteilnehmers, zwischen einer halben und einer Stunde. Die Wissenschaftler entnahmen jedem Probanden 3 kleine Zellproben aus der Seite des Oberschenkelmuskels: Vor dem Training, unmittelbar danach und 3 Stunden nach Trainingsende. In diesen Muskelzellen untersuchten sie bestimmte Gene. Das Ergebnis war überraschend: In den Proben, die sofort und nach 3 Stunden der sportlichen Aktivität der Teilnehmer entnommen wurden, waren die krankmachenden genetischen Verbindungen vermindert! Allerdings ist der Effekt wohl nicht von langer Dauer. Deshalb ist es dringend nötig, sich regelmäßig zu bewegen. Auch wenn es bitter klingt: Täglich ein halbes bis Stündchen wäre perfekt.
Petra Koruhn
aus: WAZ, 21.4.2012

Enzym identifiziert – Wie Fasten das Altern bremst

GÖTEBORG – Für alle, die nicht so schnell altern wollen, gibt es ein probates Gegenmittel: Weniger Essen! Je früher der Kalorienverbrauch reduziert wird, desto größer der Effekt. Verantwortlich für die „Fastenwirkung“ ist offenbar ein Enzym namens Peroxiredoxin 1 (Prx1), das in der Zelle den Abbau toxischer H2O2- Moleküle katalysiert. Normalerweise verliert Prx1 im Alter an Aktivität – nicht so unter Kalorienrestriktion. Denn diese kurbelt die Produktion des Enzyms Srx1 an, das Prx1 repariert, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Göteborg.
aus: Medical Tribune, 10.2.2012 

Riskanter Hormonschub: Speisewerbung macht dick

MÜNCHEN – Übergewichtige Patienten sollten möglichst schon den Anblick leckerer Speisen oder entsprechende Werbung meiden, denn dies allein kann zur Unzeit Hunger wecken. Diesen Schluss erlaubt eine Pilotstudie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. Ein Forscherteam um Dr. Petra Schüssler konfrontierte junge gesunde Männer mit Bildern, die gut schmeckende Nahrungsmittel oder nicht essbare Objekte zeigten. Speziell der optische Reiz der Speisen sorgte für eine verstärkte Ausschüttung des Hormons Ghrelin, das Essverhalten und Nahrungsverwertung im Körper steuert. Somit wurde erstmals belegt, dass die Ghrelinsekretion auch durch äußere Faktoren gesteuert wird, so die Kollegin.
P.Schüssler et al., Obesity 2012; online first 
aus: Medical Tribune, 17.2.2012 

Noch kurz die Welt retten

„Da draußen brauchen sie mich jetzt, die Situation wird unterschätzt“, erklärt Sänger Tim Bendzko seiner Liebe, warum es abends wieder einmal später wird als vereinbart. Er müsse jetzt unbedingt noch 148 Mails checken und, ach ja, auch noch kurz die Welt retten. Das Gefühl, unersetzlich zu sein, ist vielen Ärztinnen und Ärzten nicht fremd. Die eine oder andere Tätigkeit, die, wenn schon nicht die Welt, so doch immerhin ein Menschenleben retten könnte, wartet immer. Aber muss diese Aufgabe unbedingt noch heute und unbedingt von mir erledigt werden? Es macht durchaus Sinn, sich diese Frage täglich zu stellen- und sie ab und zu auch einmal mit „Nein“ zu beantworten. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest, wer sich die fünf häufigsten unerfüllbaren Wünsche an die Vergangenheit anschaut, die Menschen auf dem Sterbebett äußern. Zusammengetragen hat sie die Australierin Bronnie Ware, die viele Jahre als Krankenschwester in der Palliativpflege tätig war. „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet“, steht an zweiter Stelle dieser nicht repräsentativen Liste. Vielleicht ist man ja manchmal doch nicht ganz so unersetzlich, wie man glauben mag…“Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, meine Gefühle zu zeigen“, ist an dritter Stelle der unerfüllbaren Wünsche platziert, gefolgt von „Ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben“ und „Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen“. Angeführt wird die Top Fünf der Regrets of Dying von „Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, ein Leben getreu mir selbst zu führen- anstatt eines, das andere von mir erwarten“.
aus:Dt.Ärzteblatt,3.2.2012, Jens Flintrop 

Beim Rauchen sind die Eltern Vorbild

WIESBADEN – Eltern haben oft den Eindruck, ihr Vorbild habe keinerlei Einfluss auf das Verhalten der Sprösslinge. Zumindest beim Thema Rauchen ist dieser Eindruck sicher falsch.
In einer Metaanalyse europäischer und nordamerikanischer Studien hat sich gezeigt, dass Kinder und Jugendliche häufiger selbst zur Zigarette greifen, wenn auch ein Elternteil raucht. Während es bei Kindern (bis 12 Jahre) keine Rolle spielt, welches Elternteil raucht, steigt das Risiko bei Jugendlichen stärker, wenn die Mutter qualmt (Odds Ratio 2,19 vs. 1,66 beim Vater). Auch rauchende Geschwister fördern den Griff zur Zigarette, berichtete Prof. Dr. MONIKA GAPPA vom Marienhospital in Wesel auf dem Pneumo-Update. Aber nicht nur die häusliche Umgebung zählt: Rauchende Filmhelden beeinflussen ebenfalls die Entscheidung für oder gegen Nikotin. Gleich in drei Studien zeigten Forscher, dass sich Jugendliche von den Idolen vor der Kamera beeinflussen lassen. Am wenigsten wahrscheinlich war das aktive Rauchen bei Kindern, deren Filmkonsum von den Eltern kontrolliert wurde. Wer nun glaubt, heutzutage würde in Filmen kaum mehr geraucht, irrt. Beobachtungen aus sechs europäischen Ländern zeigten, dass in 71% der 250 beliebtesten Filme aus den Jahren 2004 bis 2009 geraucht wurde.

aus: Medical Tribune, 13.1.2012

Hauptsache regelmäßig: Walken oder Joggen? Bei Migräne egal!

Mannheim – Wer seine Migräne mit Sport bessern will, muss sich nicht unbedingt anstrengen. Auch leichtes Walking wirkt sich positiv aus.
 Dass aerober Ausdauersport Anzahl, Intensität und Dauer der Migräneanfälle reduziert, weiß man schon länger. Forscher der Universität Kiel prüften nun, ob diesbezüglich zwischen Walking und Jogging ein Unterschied besteht. Für ihre Studie rekrutierten sie 28 langjährige Migränepatienten. Von diesen unterzog sich eine Gruppe dreimal wöchentlich einem zehnwöchigen Joggingprogramm, die zweite begnügte sich mit leichtem Walking. Bei der Auswertung zeigte sich, dass Joggen Migränehäufigkeit und -dauer reduziert hatte, Walking zeigte ebenfalls einen erkennbaren Effekt, wenn auch die Signifikanz knapp verfehlt wurde. Dennoch gehen Dipl. Psych. Dr. Claudia Overath und ihr Kollege in ihrem Poster zum Deutschen Schmerzkongress davon aus, dass für die Wirkung die Regelmäßigkeit und nicht die Intensität des Sports entscheidend ist.
aus: Medical Tribune Nr.50, 16.12.2011

Für längeres Leben-Täglich eine Viertelstunde Sport genügt

TAICHUNG – Wer mit Sport sein Leben verlängern will, muss nicht stundenlang schwitzen. Jeden Tag eine Viertelstunde reichen schon. Um seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun, lautet die allgemeine Empfehlung mindestens 150 Minuten Sport pro Woche. Tatsächlich schafft dies aber nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung. Forscher aus Taiwan konnten nun zeigen, dass bereits eine knappe Viertelstunde körperlicher Betätigung genügt, um seine Lebenserwartung zu verlängern. Rund 92 Minuten moderater Sport in der Woche genügte bei den Studienteilnehmern, um die Sterblichkeit um 14% zu senken. Zudem verlängerte die mäßige körperliche Aktivität das Leben um durchschnittlich drei Jahre, so die Wissenschaftler. Jede weitere Viertelstunde schwitzen, reduzierte das Risiko, frühzeitig zu sterben, um nochmals 4%. Die gute Nachricht, dieser Benefit war unabhängig von Alter und Geschlecht.
Chi Pang Wen et al., Lancet 2011;378:1244-1253
aus :Medical Tribune, 11/2011

Zigaretten immer karzinogener?Jeder zweite Blasenkrebs kommt vom Rauchen

ROCKVILLE – Rauchen bleibt der wichtigste Risikofaktor für Blasenkarzinome. Und obwohl es immer weniger Raucher gibt, bleiben die Erkrankungszahlen stabil Amerikanische Kollegen haben rund 460 000 Männer und Frauen nach ihren Rauchgewohnheiten befragt und ihr weiteres Schicksal elf Jahre beobachtet. 3896 Herren und 627 Damen erkrankten in diesem Zeitraum an einem Blasenkrebs. Für ehemalige Raucher lag die Hazard Ratio bei 2,2, bei aktiven Paffern betrug sie 4,06. Insgesamt errechneten die Studienautoren, dass der blaue Dunst bei Männern für 50% und bei Frauen für 52% der Blasenkarzinome verantwortlich war. Bei Letzteren wurde dieses Risiko in früheren Studien nur auf 20 bis 30% beziffert, als Grund für den Anstieg gilt die steigende Zahl der Raucherinnen. Dass trotzdem weiterhin mehr Männer erkranken, mag daran liegen, dass sie eher auch beruflich gegenüber potenziellen Karzinogenen exponiert sind. Obwohl insgesamt immer weniger Menschen zum Glimmstängel greifen, sind die Inzidenzen des Blasenkarzinoms auf gleichem Niveau geblieben. Die Forscher erklären dies vor allem mit einer veränderten Zusammensetzung der Zigaretten. Sie enthalten heute mehr krebserregende Stoffe wie Beta-Naphtylamin oder Nitrosamine. Neal D. Freedman et al.,JAMA 2011;306:737-745 aus: Medical Tribune, 14.10.2011

Grobe Fehler bei der Betreuung von rückenerkrankten Patienten

MANNHEIM – Ihr Rücken ist ja ganz schön kaputt! Mit solch unüberlegten Aussagen schicken deutsche Kollegen ihre Patienten auf den Weg einer chronischen Schmerzkarriere.

Dicke Krankenakten, unzählige Arztkontakte, teure Diagnostik, lange Krankschreibungen – was läuft schief in der Versorgung von Patienten mit nicht spezifischen Rückenschmerzen? Um dies zu klären, untersuchten Göttinger Wissenschaftler die „Patientenwege“ von 60 Personen mit chronischen bewegungsbezogenen Schmerzen. Deren Patientenkarrieren bis zur Einweisung in eine schmerztherapeutische Einrichtung verfolgten T.Helbing und Kollegen von der Universitätsklinik für Anästhesie, Göttingen. Probleme, so stellte sich heraus, betreffen insbesondere eine unnötige Diagnostik: 85% der Studienteilnehmer wurden im Zeitraum von drei Jahren im Mittel viermal geröngt. Für mehr Schaden als Nutzen dürfte auch die inadäquate Kommunikation der Röntgenbefunde gesorgt haben. Mehr als zwei Drittel der Patienten erhielten die Information, dass ihr Rücken „kaputt“ sei. Die psychosozialen Risikofaktoren interessierte die behandelnden Ärzte dagegen offenbar wenig: nur 37,5% der Rückengeplagten hatten sie zu ihrer beruflichen Situation befragt. Und in lediglich 12,5% der Fälle erkundigten sich die Behandler nach dem familiären Umfeld. Fehlangabe lautete das Ergebnis auch hinsichtlich der Aufklärung über Rückenschmerzen oder der Aufforderung zu intensiver körperlicher Aktivität. Lieber verordneten die behandelnden Ärzte Schmerzmittel oder Reizstrom bzw. verabreichten Injektionen. Zwischen den Leitlinienvorgaben und der Realität bei der Betreuung von Rückenschmerzpatienten klafft somit eine riesige Lücke, so das Resümee der Studienautoren beim Deutschen Schmerzkongress.

aus: MT, 11/2010

Sport vertreibt die Angst

ATHENS – Mit körperlichem Training lassen sich Angstsymptome bei chronisch Kranken eindämmen. Zu diesem Ergebnis kam eine US-Forschergruppe, als sie Studiendaten zum Thema analysierte. Bei der Betrachtung der Sportdauer schnitten Übungszeiten von mindestens 30 Minuten am besten ab. Trainingsprojekte, die über Zeiträume bis zwölf Wochen angesetzt waren, zeigten gute Effekte bei der Angstbekämpfung. Länger dauernde Programme hatten schlechtere Erfolgsraten, was sich die Autoren von der University of Georgia in Athens v.a. mit schlechterer Mitarbeit erklären. Um Angstsymptome zu reduzieren sollten Mediziner häufiger auch an die sichere und nebenwirkungsfreie Therapiemöglichkeit mittels Sport denken, raten die Kollegen. Diese nicht-pharmakologische Behandlung eignet sich auch besonders für Patienten, die Medikamente ablehnen.

Matthew P Herring et al., Arch Intern Med 2010; 170: 321-331

Heilfasten lindert Arthroseschmerz

Mit kurzer Kalorienpause Analgetika einsparen

Wiesbaden- Warum nicht mal Heilfasten probieren als natürliches Mittel gegen den Arthroseschmerz? Eine kurze Kalorienpause kann die Beschwerden nachhaltig bessern.

Wie gut Heilfasten bei Arthrose wirkt, prüfte Professor Uwe Lange von der Kerkhoff-Klinik in Bad Nauheim jetzt in einer Studie.

22 Frauen und 8 Männer mittleren Alters, die zumeist unter einer Gon- oder Coxarthrose litten, unterzogen sich einer 15-tägigen ambulanten „Nahrungsrestriktion“. In den ersten 3 Tagen wurden die Kalorien schrittweise reduziert, dann folgten 8 echte Fastentage ( 30 kcal/Tag) und schließlich 4 Aufbautage. Der Erfolg des tapferen Hungerns: Anlauf-, Belastungs- und Ruheschmerz besserten sich deutlich, direkt danach brauchten die Patienten keinerlei Analgetika mehr und selbst 12 Wochen später war der Bedarf noch deutlich niedriger als vor dem Heilfasten. Passend dazu hatte sich auch die im WOMAC erfasste Gelenkfunktion gebessert. Der Kollege hält Heilfasten unter ärztlicher Aufsicht deshalb für eine sinnvolle Therapie bei Athrose.

Bei rheumatoider Arthritis hingegen ist es ausgesprochen gefährlich, nur aufs Fasten zu setzen, warnte Professor Dr. Elisabeth Märker-Hermann von den Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken, Wiesbaden: Eine ihrer RA-Patientinnen trug vom Verzicht auf eine herkömmliche Therapie irreversible Schäden davon.

Quelle: Medical Tribune, 4/09

Sportler brauchen kein Extra-Eiweiß!

Mehr Kalorien auf den Teller und reichlich Kohlenhydrate

Freiburg
Nur wer sich optimal ernährt, kann körperliche Höchstleistungen erbringen: Sportler sollten daher keine Nährstoffdefizite haben. Doch nicht nur die Quantität, auch die Qualität der zugeführten Nährstoffe muss stimmen.

Die Ernährungsdefizite von Sportler beginnen oft schon beim Gesamtenergieumsatz – häufig besteht eine kalorische Unterversorgung um 20 bis 25%. Bei Leistungssportlern mit täglichem Intensivtraining gilt eine Energiezufuhr unterhalb von 2500 kcal/Tag bereits als bedenklich, für Leistungssportlerinnen liegt die entsprechende Grenze mit 2000 kcal täglich etwas niedriger: Darunter sind Gesundheit und Leistungsfähigkeit gefährdet, betont Professor Dr. Aloys Berg, Sportmediziner am Universitätsklinikum Freiburg, in der „ErnährungsUmschau“.

Obst und Gemüse decken den Vitaminbedarf

In der Zusammensetzung der Nahrung wird die Bedeutung der Proteine oft unterschätzt. Bislang gibt es keinen Nachweis dafür, dass ein erhöhtes Eiweißangebot tatsächlich den Muskelzuwachs oder die Kraftleistungsfähigkeit fördert. Aus diesem Grund wird auch Sportlern eine tägliche Zufuhr von 1,4g/kgKG Eiweiß empfohlen – ältere Vorschläge mit höheren Eiweißmengen gelten als nicht mehr vertretbar. In unserer Bevölkerung liegt die übliche Eiweißzufuhr mit 13 bis 14 Energieprozent in der Regel im Rahmen dieser Empfehlungen, Proteinkonzentrate oder Kollagenzusätze bringen daher keine Vorteile. Dagegen sollte auch bei Sportlern darauf geachtet werden, dass der Anteil pflanzlicher Proteine überwiegt.

Die wichtigsten Makronährstoffe bei Sportlern sind aber die Kohlenhydrate. Die durch körperliche Mehrarbeit verbrauchte Energie sollte vorrangig durch Kohlenhydrate wieder zugeführt werden – täglich intensiv trainierenden Sportlern wird deshalb ein Kohlenhydratanteil von 60 bis 65% der Tagesenergiezufuhr empfohlen.
Der Anteil der Fette an der Gesamtkalorienzufuhr sollte auch bei Sportlern nicht über 30 % liegen, fordert Prof. Berg. Bei der Zusammenstellung der Kost ist auf ausreichende Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu achten. Da körperliche Aktivität die Bildung freier Radikale und damit die oxidative Stressbelastung steigert, sollten Sportler ausreichend Obst und Gemüse konsumieren. Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an antioxidativ, entzündungshemmend und immunmodulierend wirkenden Pflanzenstoffen ist zu empfehlen. Bei einer ausgewogenen und vollwertigen Kost – entsprechend den aktuellen Empfehlungen – ist auch bei Sportlern eine optimierte Zufuhr von sekundären Pflanzenstoffen und protektiv wirksamen Vitaminen garantiert, schreibt der Freiburger Sportmediziner.

Aloys Berg, Ernährungs Umschau 2008;55:662-669

Kohlenhydrate gegen Ermüdung

– Intermittierende orale Kohlenhydrataufnahme während der Belastung steigert kontrollierten Studien zufolge die Leistungsdauer. Denn mit genügend Glukose im Blut ermüdet der Körper nicht so schnell.
– Auch unmittelbar nach der Belastung ist die Kohlenhydratzufuhr wichtig, um die Glykogendepots in Muskeln und Leber wieder aufzufüllen. Deshalb wird empfohlen, in den ersten Stunden dach Belastung 1g/kgKG Kohlenhydrate zu konsumieren.
– Höchstens 10 % der zugeführten Gesamtenergie sollten über Haushaltszucker (Saccharose) gedeckt werden.
– Außerhalb von Wettkampf und unmittelbarer Nachbelastungsphase gibt es für Sportler keinen Grund, vermehrt einfache Kohlenhydrate zuzuführen.

Quelle: Medical Tribune 44. Jahrgang Nr.3

Kirchgänger leben länger

NEW-YORK Wer jede Woche zum Gottesdienst geht hat ein um 20 % niedrigeres Sterberisiko – egal welcher Religion er angehört. In einer US-Studie befragte man mehr als 92000 postmenopausale Frauen nach ihren religiösen Gewohnheiten. Dabei ließ sich die Risikominderung der Gläubigen nur teilweise mit besserer sozialer Unterstützung, weniger Rauchen oder geringerem Alkoholkonsum erklären, meldet das Albert Einstein College of Medicine in New York.

Quelle: Medical Tribune, 28.11.2008

Hibiscus-Tee senkt den Blutdruck

Prävention mit Blütentee-Aufguss

New Orleans – Hibiscus-Tee ist gut für Hypertoniker: Schon drei Tassen täglich senken den Blutdruck systolisch um 7 und diastolisch um 3 mmHg, ergab eine aktuelle Studie.

Die Untersuchung wurde von Forschern der Tufts University in Boston vorgenommen und unter anderem vom US_Department für Landwirtschaft unterstützt. Hintergrund der Studie war, dass Hibiscus Anthocyane, Flavone und Phenolsäure enthält und diesen Stoffen antioxidative, antiatherosklerotische sowie ACE-Hemmer- ähnliche blutdrucksenkende Wirkungen zugeschrieben werden. Der tiefrote Hibiscus-Tee ist vor allem in Ägypten, im Sudan und in Mexico beliebt.
Drei Tassen Hibiscus-Tee täglich oder ein Placebogetränk: Für die Studie tranken 65 Probanten mit leichter bis moderater Hypertonie doppelblind und randomisiert sechs Wochen lang verschiedene rote Flüssigkeiten, berichtete Prof. Dr. Diane Mc Kay. Nach sechs Wochen bestätigte sich die erwünschte blutdrucksenkende Wirkung des Blüten-Gebräus.

Die Forscher empfehlen den Tee daher als Ergänzung für den Speiseplan von Hypertonikern. „Der regelmäßige Genuss kann dazu beitragen, den Blutdruck besser zu kontrollieren!“ Die in der Studie erzielte Blutdrucksenkung durch den Tee lasse sich epidemiologisch in eine Reduktion der Schlaganfallsterblichkeit um 8 % und der KHK-Mortalität um 5 % sowie des Sterberisikos um 4 % umrechnen, hieß es.

Quelle: Medical Tribune, Nr. 47, 21.11.2008

Meniskusriss gleich unters Messer?

Zufallsbefund im Kernspintomogramm

BOSTON – Übeltäter erwischt: entdeckt das Such-MRT beim dem 60-jährigen Patienten mit Kniebeschwerden einen Meniskusriss, ist man zunächst froh und delegiert den Fall an den Chirurgen. Möglicherweise eine Fehlentscheidung…

Wie groß ist eigentlich die Prävalenz von Meniskusschäden in der Allgemeinbevölkerung? Und wie stark darf man einen kernspintomographischen Zufallsbefund zur Erklärung von Knieschmerzen heranziehen? Um diese Fragen zu klären initiierten US-Forscher eine Studie an mehr als 900 Probanden im Alter zwischen 50 und 90 Jahren, die man nicht unter dem Aspekt „Knieprobleme“ ausgewählt hatte, wie die Autoren im „New England Journal of Medicine“ betonen.
Die per Magnetresonanztomogramm erhobene Prävalenz des Meniskusrisses betrug 19 % bei unter 60-Jährigen, und wuchs bei den 70- bis 90-Jährigen auf 56 %. Bei Patienten mit radiologischen Arthrosezeichen betrug die Rate derer mit Meniskusriss rund 60 %, egal ob Gelenkbeschwerden bestanden oder nicht. Zufällige Meniskusbefunde im MRT helfen daher in der Differenzialdiagnostik von Knieschmerzen wenig weiter, so das Resümee.

Martin Englund et al.,N Engl J Med 2008; 359: 1108-1115

Quelle: Medical Tribune