Meniskusriss gleich unters Messer?

Zufallsbefund im Kernspintomogramm

BOSTON – Übeltäter erwischt: entdeckt das Such-MRT beim dem 60-jährigen Patienten mit Kniebeschwerden einen Meniskusriss, ist man zunächst froh und delegiert den Fall an den Chirurgen. Möglicherweise eine Fehlentscheidung…

Wie groß ist eigentlich die Prävalenz von Meniskusschäden in der Allgemeinbevölkerung? Und wie stark darf man einen kernspintomographischen Zufallsbefund zur Erklärung von Knieschmerzen heranziehen? Um diese Fragen zu klären initiierten US-Forscher eine Studie an mehr als 900 Probanden im Alter zwischen 50 und 90 Jahren, die man nicht unter dem Aspekt „Knieprobleme“ ausgewählt hatte, wie die Autoren im „New England Journal of Medicine“ betonen.
Die per Magnetresonanztomogramm erhobene Prävalenz des Meniskusrisses betrug 19 % bei unter 60-Jährigen, und wuchs bei den 70- bis 90-Jährigen auf 56 %. Bei Patienten mit radiologischen Arthrosezeichen betrug die Rate derer mit Meniskusriss rund 60 %, egal ob Gelenkbeschwerden bestanden oder nicht. Zufällige Meniskusbefunde im MRT helfen daher in der Differenzialdiagnostik von Knieschmerzen wenig weiter, so das Resümee.

Martin Englund et al.,N Engl J Med 2008; 359: 1108-1115

Quelle: Medical Tribune